ZEHN - Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen

Wie das Ernteprojekt nach Osterholz-Scharmbeck kam und warum es blieb

Die Stadt Osterholz-Scharmbeck beteiligt sich seit 2021 jährlich an dem Ernteprojekt „Gelbes Band“. Was hat den Bürgermeister damals überzeugt und wie viele Hände wirken an dem Erfolg mit? Wir haben mit Herrn Frieder Lüße vom Grünflächenamt der Stadt, über den Arbeitsaufwand, den Mehrwert und die Rückmeldungen der Bürger*innen gesprochen.

Gelbes Band Ernte Osterholz-Scharmbeck
© ZEHN

Ihre Stadt beteiligt sich seit 2021 am Ernteprojekt „Gelbes Band“. Was hat Sie damals motiviert mitzumachen?

Ich bin damals über die Werbung vom ZEHN gestolpert, war gleich begeistert und konnte bis zum Bürgermeister viele in der Verwaltung motivieren. Die Streuobstwiesen werden vom Fachbereich Stadtplanung und Bauen betreut. Die Bedeutung des Obstes, welches frei in der Natur zur Verfügung steht, wieder hervorzuheben in der Bevölkerung und die Menschen fürs Selberpflücken zu motivieren, das hat uns angespornt. Als Stadt Osterholz-Scharmbeck haben wir früh in den 80iger Jahren angefangen und über die Jahre sechs Streuobstwiesen neu gepflanzt. Doch mit den Jahren wirkte es so, als hätten immer weniger Bürger*innen dort geerntet – vielleicht auch weil sie sich unsicher waren, ob das erlaubt sei. Da erweist sich das Gelbe Band als hilfreich.

Haben sich diese Wünsche bestätigt?

Ja, durch das große Interesse in der Bevölkerung haben wir jedes Jahr wieder mitgemacht und noch weitere drei neue Streuobstwiesen im Jahr 2024 angelegt, auf denen dann wohl in ein paar Jahren auch geerntet werden kann. Es freut uns zu sehen, dass die Wiesen aus den 1980igern jetzt gut geerntet werden, weil die Bürger*innen jetzt leichter sehen, dass sie dort pflücken dürfen. Das motiviert uns weiterhin mitzumachen.

Wie würden Sie den Arbeitsaufwand bewerten? Was fällt an und wo teilen Sie sich die Aufgaben?

Der Arbeitsaufwand ist überschaubar. Mit Unterstützung des Fachbereiches Stadtplanung und Bauen haben wir jedes Jahr die Gelben Bänder und Hinweistafeln aufgehängt, was an einem Vormittag zu schaffen war.
Die erstmalige Registrierung war etwas zeitaufwendig. Jetzt wo das ZEHN die Standorte gespeichert hat, ist die erneute Anmeldung schnell erledigt. Die Pressemitteilung wurde vom ZEHN gut vorbereitet, sodass wir sie unkompliziert nutzen können, um das Projekt bekannter zu machen.

In Ihrer Stadt leben 30.000 Menschen. Sie haben 96 Bäume bzw. 6 Flächen mit Gelben Bändern markiert. Erhalten Sie Rückmeldungen von Bürger*innen? Wie sehr werden die Flächen oder Bäume jetzt mehr geerntet?

Die Aktion mit den Standorten hat sich über die Jahre rumgesprochen, da an einigen Standorten wiederkehrend die gleichen Bürger/innen zum Pflücken kommen. Aber es gibt auch spontane Interessenten die dann bei uns in der Verwaltung nachfragen. Es ist deutlich wahrnehmbar, dass weniger Obst an den Bäumen hängen bleibt und auch weniger Fallobst zu sehen ist, was auf eine intensivere Ernte zurückzuführen ist. Das freut uns, dass die Früchte genutzt werden.

Gibt es auch negative Erfahrungen? Was bewerten Sie als schwierigste Aufgabe?

Leider gibt es auch hin und wieder zu engagierte Menschen, die dann wenig für die anderen PflückerInnen übriglassen. Dies kommt aber zum Glück nur vereinzelt vor.
Die Baumpflege ist eine Arbeit, die von Fachleuten ausgeführt werden muss und zeitintensiv ist. Diese Arbeit ist notwendig zum Erhalt der Streuobstwiesen. Diese Arbeiten machen wir ohnehin, auch schon vor dem Mitmachen beim Gelben Band.
Weitere negative Erfahrungen gibt es nicht: es ist unkompliziert, gemeinsam sind die Bänder schnell angebracht, alle freuen sich.

Gibt es auch Angebote über das Gelbe Band hinaus?

Bisher gibt es bei der Biologischen Station in Osterholz-Scharmbeck Aktionen in Verbindung mit der Verwendung von Obst mit Schulkassen. Gerade Kindern das Thema heimische Lebensmittel näher zu bringen, erscheint sehr sinnvoll. Soweit ich weiß, nehmen die Kinder und Lehrkräfte die Angebote dort gern an. Natürlich ist es schön, dass jetzt auch Schulen wissen, wo sie mal in der Nähe pflücken gehen könnten.

Haben Sie noch einen Tipp, den Sie neuen Kommunen an die Hand geben würden?

Macht einfach mit, es macht Spaß!!!
Mein einziger Tipp wäre es mal zu schauen, wie viel geerntet wird, da es motivierend ist. Es hat sich bewährt, die Muster-Pressemitteilung zu nutzen, weil die Aktion bzw. der Hintergrund der Gelben Bänder so mehr Menschen erreicht hat.

Abschließend gefragt: Was schätzen Sie am Ernteprojekt?

Ich schätze die gute Vorbereitung und Begleitung und das Netzwerk im ZEHN. Es ist einfach für uns mitzumachen. Die Materialien werden vom ZEHN vorbereitet und durch die Pressearbeit wird die Idee vom Gelben Band für alle bekannter. Die Bürger*innen profitieren davon, wenn sie frisches Obst vor Ort pflücken dürfen. Einige mögen ja auch die besonderen Sorten, die noch an den Bäumen hängen. Und auch die, die keinen eigenen Obstbaum haben, können sich unkompliziert mit frischem Obst bedienen. Das gefällt mir.

Wir bedanken uns bei Ihnen für die Beantwortung der Fragen und für Ihre langjähriges Engagement/ für Ihre langjährige Teilnahme am Ernteprojekt.