ZEHN - Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen

Was bedeuten die unterschiedlichen Bio-Siegel?

Ob im Discounter, im Supermarkt oder im Bioladen – von den Produkten leuchten beim Einkauf die unterschiedlichsten Bio-Siegel entgegen. Doch wo ist der Unterschied? Wir schauen uns das EU-Bio-Siegel, das staatliche Bio-Siegel aus Deutschland und die Siegel von drei Bio-Vereinen bzw. Verbänden genauer an.

Bio-Siegel
© Maren Schulze

„Bio“ auf der Verpackung heißt nicht gleich Siegel
Gerade in Discountern oder Drogerien fällt es immer wieder auf. Das Wort „Bio“ prangt in unterschiedlichen Schriftarten und Formen auf Verpackungen. Dabei handelt es sich meist nicht um ein Bio-Siegel, sondern um ein Logo oder einen Produktnamen. Die gute Nachricht: Begriffe wie „Öko“, „ökologisch“, „Bio“, „biologisch“, und „aus kontrolliert ökologischem/biologischem Anbau“ sind durch die EG-Öko-Verordnung geschützt und dürfen nur verwendet werden, wenn das Produkt nach ökologischen Richtlinien produziert und verarbeitet wurde. Verbraucher*innen können sich darauf verlassen, dass auch Bio drin ist, wenn Bio draufsteht. Zusätzlich findet sich auf der Verpackung aber noch mindestens ein offizielles Bio-Siegel.

Das sind die bekanntesten Bio-Siegel
In Deutschland sind zum Beispiel das EU-Bio-Siegel, das staatliche Bio-Siegel aus Deutschland und Siegel der Anbauverbände bzw. Vereine Demeter, Naturland und Bioland bekannt (welche weiteren Bio-Verbände es gibt, zeigt das Informationsportal Ökolandbau). Hinter den unterschiedlichen Siegeln stehen jeweils eigene Kriterien, nach denen Produkte produziert und verarbeitet werden. Das EU-Siegel, auf dem zwölf weiße Sterne in Blattform auf grünem Grund zu sehen sind, gibt Richtlinien vor, die bei Bio-Produkten in allen europäischen Ländern eingehalten werden müssen. Das Siegel ist eine Pflichtkennzeichnung, muss also auf jedem Bio-Produkt abgedruckt werden. Das Deutsche Bio-Siegel kann freiwillig abgedruckt werden, steht aber für die gleichen Richtlinien, wie das EU-Bio-Siegel. Die Anbauverbände haben in der Regel strengere Kriterien, als das EU-Bio-Siegel. Im Folgenden wird das EU-Bio-Siegel mit denen von Demeter, Naturland und Bioland an ein drei Beispielen verglichen.

Betriebsumstellung
Beim EU-Bio-Siegel können Landwirt*innen einen Teil ihres Betriebes auf ökologische Landwirtschaft umstellen, einen weiteren Teil konventionell bewirtschaften. Bei Demeter, Naturland und Bioland ist das nicht möglich. Die Landwirt*innen müssen ihren gesamten Betrieb umstellen. Dazu gibt es bei den einzelnen Verbänden noch konkretere Rahmenbedingungen. Demeter beispielsweise schreibt vor, dass der landwirtschaftliche Betrieb selbst Tiere hält oder eine Kooperation mit einem anderen, tierhaltenden Betrieb eingeht. So kann der Mist der Tiere auf den eigenen Flächen bzw. denen, des Kooperationsbetriebes ausgebracht und Futter für die Tiere selbst angebaut werden. 

Futter
Während laut Kriterien des EU-Bio-Siegels ökologisches Futter ohne Begrenzung von anderen Öko-Betrieben zugekauft werden darf, schreibt Demeter vor, dass mindestens 50 % des Futters vom eigenen Betrieb oder vom Kooperationsbetrieb stammen. Auch Naturland-Landwirt*innen müssen 50 % des Futters auf dem eigenen Betrieb anbauen bzw. von einem Betrieb, der bestimmte Voraussetzungen von Naturland erfüllt, kaufen. Bioland fordert, dass bei Wiederkäuern und Pferden mindestens 60 % des Futters vom eigenen Hof oder aus einer regionalen Kooperation (im Umkreis von 50 km) stammen. Bei den anderen Tierarten sind es 50 %.

Zusatzstoffe
Auch was die Zusatzstoffe in der Verarbeitung der Lebensmittel betrifft, unterscheiden sich die Bio-Siegel. Dabei sind in der Verordnung zum EU-Bio-Siegel alle Zusatzstoffe zugelassen, die als unbedenklich gelten. Bei Demeter-Produkten dürfen Produzent*innen nur die Zusatzstoffe verwenden, auf die sie nicht verzichten können. Der Verband bringt auf der eigenen Website dazu ein einfaches Beispiel: Während bei EU-Bio beispielsweise Zitronensäure als Konservierungsmittel zugelassen ist, muss für Demeter-Produkte Zitronensaft verwendet werden. Bei Naturland und EU-Bio gibt es je eine Positivliste für zugelassene Lebensmittelzusatzstoffe: Bei Bioland stehen rund 20 zugelassene Zusatzstoffe darauf, bei Naturland sind es 23. Im Vergleich dazu sind bei Produkten mit EU-Bio-Siegel mehr als doppelt so viele Zusatzstoffe zugelassen.

Orientierung im Siegel-Dschungel
Neben diesen drei exemplarischen Kriterien hat jedes der Bio-Siegel weitere Richtlinien, die erfüllt werden müssen, um ein Siegel zu erhalten. Mehr Informationen zu den einzelnen Richtlinien gibt es auf den Webseiten vom Bundesministerium für Ernährung, und Landwirtschaft, von Demeter, Naturland und Bioland.