ZEHN - Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen

Vom Obst zum Fruchtsaft

Wohin in der Erntezeit mit all den Äpfeln oder Birnen, die in großen Mengen in Gärten und auf Wiesen geerntet werden? Wie wäre es mal mit Saft? Äpfel und Birnen lassen sich hervorragend mosten. Wohin jedoch, wenn man keine eigene Saftpresse hat? Oliver Schmale hat eine mobile Saftpresse, mit der er während der Erntezeit in Niedersachsen unterwegs ist. Im neuen Magazinbeitrag gibt er uns einen Einblick, wie aus Obst leckerer Saft wird.

Saftpresse
© LWK Niedersachsen

Ab wieviel Kilogramm kann man in Ollis Saftladen Obst zu Saft verarbeiten?

Die Saftpresse ist auf große Menge ausgelegt und bei meinen Terminen den ganzen Tag im Einsatz. Ich verarbeite Obst eigentlich erst ab einer Menge von ca. 100 kg. Kleinere Mengen müssten individuell abgesprochen werden. Da eignet sich vielleicht auch eine Saftpresse für zuhause. Man kann sagen, dass aus 100 kg Obst dann ca. 50 Liter Saft hergestellt werden, manchmal auch etwas mehr.
Welche Früchte werden in Ollis Saftladen abgegeben?
Zum größten Teil werden bei mir Äpfel zu Saft gepresst. Manchmal melden sich auch Interessierte an, die Birnensaft gepresst haben möchten. Allerdings ist das schwieriger, da der Saft der Birne sehr dickflüssig ist. Daher biete ich immer an, auch Äpfel mitzubringen und die beiden Obstsorten dann zu mischen, also Apfel-Birnensaft herzustellen. Manchmal verarbeite ich auch Quitten zu Saft.

Wie wird das Obst bei Dir zu Saft verarbeitet?

Die Kundinnen und Kunden füllen das Obst selbst in den Einfüllkorb. Faulige oder schimmelige Obststücke sollten vorher aussortiert werde, Birnen sollten noch möglichst knackig sein. Mit einem Förderband wird das Obst nach oben befördert. Dabei wird es mittels eine Hochdruckreinigers gesäubert. Oben angekommen fällt das Obst in die Rätzmühle, wo es zu Maische geschreddert wird. Die Maische wird in einem Trichter gesammelt und mit der Maischepumpe zum Packtisch befördert.

Was wird dort gemacht?

Am Packtisch wird die Maische in eine mit einem Presstuch ausgelegte quadratische Form gepumpt. Wenn die Form voll ist, wird die Form entfernt, das Presstuch umgelegt und das Paket mit einem Akazienholz abgedeckt. Dann kommt das nächste Paket oben drauf. Wenn mehrere Pakete übereinander liegen, werden sie mit einer Packpresse gepresst. Der ausgepresste Saft, der sogenannte Most, fließt dann kalt in einen großen Topf und von dort aus in die Erhitzeranlage.

Der Saft wird also erhitzt?

Genau! In der Anlage wird der Saft pasteurisiert, indem er auf ca. 80 Grad erhitzt wird. Das sorgt für eine bessere Haltbarkeit. Würde der Saft gekocht werden, würde das Vitamin C zerstört. Nach dem Erhitzen fließt der heiße Saft in einen Topf und wird mittels einer Abfüllanlage in Plastikgebinde mit 3 l, 5 l oder 10 l abgefüllt und mit einem Zapfhahn verschlossen. Für diese Plastikgebinde gibt es extra Pappkartons. Mit einer Öffnung im Karton und dem Zapfhahn kann man sich aus der Plastiktüte dann den Saft einfüllen. Das nennt sich „Bag in Box“.

Wie lange dauert der ganze Verarbeitungsprozess?

Die Saftpresse schafft ca. 400 kg Obst pro Stunde. Es kommt am Ende auch darauf an, wie die Kunden den Saft abgefüllt haben möchte. Größere Gebinde gehen immer etwas schneller, kleinere Gebinde oder Flaschen dauern länger.

Wie lange ist der Saft haltbar?

Wird der Saft kalt abgefüllt, was einige Kundinnen und Kunden tatsächlich möchten, um z.B. Cider herzustellen, sollte er innerhalb weniger Tage verbraucht werden. Pasteurisiert hält sich der Saft ca. zwei Jahre in einem verschlossenen Behältnis. Eine angebrochene Packung hält immerhin bis zu zwei Monate.

Welche Kund*innen kommen zu Dir?

Es kommen überwiegend Privatleute mit großen Gärten oder Streuobstwiesen. Aber auch Vereine oder Firmen bringen ihr Obst oder kommen zu meinen Events. Meistens sind es Stammkunden. In der Regel und gerade bei großen Mengen ist es wichtig, sich vorher anzumelden. Auf meiner Homepage www.ollis-saftladen.de stehen alle Termine und eine Telefonnummer, unter der man sich anmelden kann. Gut wäre es, sich bereits frühzeitig zu melden. Kurzfristig sind oft keine Termine mehr frei.