Familiäre Alltagsaufgaben: Kinder sinnvoll einbeziehen
Irgendwann stellt sich die Frage in fast jeder Familie: Sollen die Kinder bei den anfallenden familiären Alltagstätigkeiten mithelfen oder nicht? Und wenn ja, bei was und in welchem Umfang? Einige prinzipielle Überlegungen und konkrete Beispiele können Entscheidungshilfe sein.
Kleine Kinder sind häufig mit Begeisterung dabei, wenn sie im Haushalt und bei familiären Alltagtätigkeiten helfen dürfen, wenn sie das, was sie bei den Großen beobachten, selbst tun dürfen. Bei Jugendlichen hat sich das Blatt häufig schon gewendet. Viele von ihnen würden lieber das Full-Service-Paket im „Hotel Mama“ genießen.
Klassische Argumente für das Einfordern von Mithilfe von Kindern sind Überlegungen, dadurch die Übernahme von Verantwortung und eine wachsende Selbständigkeit zu fördern. Außerdem werden die erwachsenen Familienmitglieder entlastet.
Skeptische Stimmen argumentieren, dass das Anlernen von Kindern viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die Arbeit selbst zu tun. Das Arbeitsergebnis könnte hinter den Erwartungen zurückbleiben und das ständige Einfordern nicht freiwilliger Mitarbeit kostet Nerven.
Psychologie und Neurowissenschaften empfehlen allerdings, Kinder sogar möglichst schon im frühen Alter von 3-4 Jahren in Alltagstätigkeiten einzubeziehen. Tatsächlich wurde in einer Langzeitstudie nachgewiesen, dass frühzeitiges Mithelfen nicht nur einen gelungenen Schulstart unterstützt, sondern auch positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit sowie die persönliche und berufliche Entwicklung bis ins Erwachsenenalter hat.
Denn…
…eine frühe Übernahme von Verantwortung durch altersgerechte(!) Aufgaben stärkt das Gefühl von (Familien-)Zugehörigkeit.
…die aktive Rolle als mithelfendes Familienmitglied, das zum Funktionieren des Haushalts beiträgt, ermöglicht die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und stärkt das Selbstbewusstsein.
…das Durchführen auch von ungeliebten Tätigkeiten trainiert Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. Das Aufraffen zu Aufgaben, die man lieber verschieben würde, entwickelt die Fähigkeit zur Selbstmotivation.
…eine regelmäßige Übernahme von Aufgaben und die Erfahrung von „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ fördert die Fähigkeit, den sogenannten „Belohnungsaufschub“ zu ertragen. Diese Fähigkeit ist hilfreich im Leben außerhalb des familiären Schutzraums, wenn Selbstkontrolle und Frustrationstoleranz wichtige Bausteine für gelingendes Zusammenleben und -arbeiten von Menschen sind.
Damit die Beteiligung von Kindern an familiären Alltagsaufgaben gelingt:
- Aufgaben altersgerecht aussuchen, damit das Kind von seinem geistigen und motorischen Entwicklungsstand her in der Lage ist, die Aufgaben auszuführen.
1-jährige können Windeln in den Windeleimer bringen.
2-jährige können Sockenpaare suchen.
3-jährige können abtrocken helfen.
4-jährige können Eier aufschlagen.
Hier gibt es weitere Beispiele!
- Kinder kleinschrittig anleiten und insbesondere kleine Kinder zunächst nur Teilschritte einer Aufgabe übernehmen lassen, z.B. das „Vorputzen“ der Fenster mit Wasser.
- Den kindlichen Arbeitsfluss nicht durch ständiges Korrigieren stören, sondern sich freuen , wenn das Kind die Aufgabe überhaupt durchführt!
- Kein perfektes Ergebnis erwarten. Das Fenster ist eben „anders sauber“, wenn ein 10-Jähriger es putzt.
- Kinder nicht untereinander vergleichen. Die eine ist langsamer und gründlicher, der andere oberflächlicher und schafft mehr in der gleichen Zeit. Wer ein Kind zu besseren Arbeitsergebnissen ermuntern möchte, sollte seine Leistung nur mit seiner eigenen vorherigen Leistung vergleichen.
- Kinder anleiten, ihre Aufgaben – nachdem sie sie gelernt haben – möglichst selbstständig durchzuführen. Das schult ihre Fähigkeiten zur Planung und Selbstorganisation. So kann es z.B. heißen „Der Hof wird am Freitag oder Samstag bis spätestens Samstag, 18 Uhr gefegt.“
Und wenn es hakt…
Um Konflikten und Diskussionen vorzubeugen, hilft es, sich möglichst konkret auf die auszuführenden Aufgaben zu verständigen. Die Aufgaben – insbesondere bei älteren Kindern – können auch schriftlich festgehalten werden. Es empfiehlt sich, die Konsequenzen, wenn die Aufgaben nicht vereinbarungsgemäß durchgeführt werden, gemeinsam zu besprechen. Bewährt hat sich außerdem eine To-Do-Liste zum Abhaken von bereits erledigten Aufgaben.
Das Evangelische Dorfhelferinnenwerk Niedersachsen e.V. mit seinen 140 Dorfhelfer:innen an 24 Dorfhelferinnenstationen leistet in ganz Niedersachsen ärztlich verordnete Haushaltshilfe, wenn Familien in der Stadt und auf dem Land Unterstützungsbedarf haben – krankheitsbedingt akut oder auch im Fall geplanter Gesundheitsmaßnahmen.
Die hauswirtschaftlich und sozial-pflegerisch umfassend ausgebildeten Dorfhelfer:innen übernehmen dann in Abstimmung mit der Familie bedarfsgerecht alle anfallenden Tätigkeiten der hauswirtschaftlichen Versorgung und Betreuung. Sie kümmern sich um Kinder, betreuen u.a. auch die Hausaufgaben, unterstützen pflegebedürftige Familienangehörige, sorgen für schmackhafte und gesunde Mahlzeiten, übernehmen Hausreinigung, Wäschepflege und notwendige Fahrten für die Familie.
Ev. Dorfhelferinnenwerk Niedersachsen e.V.
Tel.: 0511 1241-539
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