ZEHN - Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen

Wer die Wahl hat, hat die Qual – jetzt nicht mehr? Der Nutri-Score kommt

Die Regale der Supermärkte sind voll. Jedes Produkt gibt es in zig Varianten und von zahlreichen Herstellern. Doch wie lassen sich zum Beispiel die nebeneinander aufgereihten Erdbeerjoghurts unterscheiden und welcher davon ist für eine gesunde Ernährung wohl die beste Wahl? Eine neue Kennzeichnung soll uns Verbraucher*innen zukünftig die Entscheidung erleichtern.

Nutri-Score
© Maren Schulze

Orientierung auf den ersten Blick

Auf der Rückseite oder den Seitenwänden von Lebensmittelverpackungen werden bereits verpflichtende Angaben zu den enthaltenen Nährwerten gemacht. Eine Tabelle gibt an, wie viel Kalorien 100 Gramm des Lebensmittels haben und wie hoch der Gehalt an Fett, Zucker und Co. ist. Aber ist das jetzt viel oder wenig, kann ich beherzt zugreifen oder sollte ich lieber ein anderes Produkt auswählen? Das zu beurteilen ist bislang schwer. Eine neue, für Hersteller freiwillige Kennzeichnung, der Nutri-Score, soll Verbraucher*innen helfen, genau das einschätzen zu können.

Startschuss für den Nutri-Score

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bringt den Nutri-Score auf den Weg, der bereits im Herbst 2020 vermehrt auf den Produkten zu finden sein soll. Es handelt sich dabei um eine fünfstufige Skala, die die Zusammensetzung verarbeiteter Lebensmittel mit Buchstaben und Farben bewertet. Daraus ergibt sich eine Abstufung von „A“ (grün) bis „E“ (rot). Das BMEL erklärt: Ein Lebensmittel mit einem grünen „A“ hat eine günstigere Nährwertzusammensetzung und trägt daher eher zu einer gesunden Ernährung bei als ein Produkt mit einem roten „E“. Lebensmittel mit einem ungünstigen Nutri-Score im roten Bereich sollten nur in Maßen verzehrt werden. Hinter dieser vereinfachten Aussage steht, dass ein hoher Anteil von bestimmten Inhaltsstoffen, wie bspw. gesättigten Fettsäuren oder Salz in einem Lebensmittel bestimmte Erkrankungen begünstigen. Heutzutage sind bereits knapp die Hälfte der Frauen und fast zwei Drittel der Männer sowie 15 % der Kinder übergewichtig. Höchste Zeit zu reagieren.

„Die gesunde Wahl soll für Verbraucher*innen zur leichteren Wahl werden“, so das BMEL. Eine erste Umfrage hat bestätigt, dass das auch in der Praxis funktioniert. Verbraucher*innen bewerten den Nutri-Score positiv. Ein Verbrauchervotum des BMEL ergab, dass die Gestaltung des Symbols auf Verbraucher*innen als „schnell und intuitiv verständlich“ wirkt und „ auf einen Blick erkennen [lässt], ob das Lebensmittel zu einer gesunden Ernährung beiträgt“.

So setzt sich der Nutri-Score zusammen

Die Verbraucherzentrale Hamburg erklärt ausführlich, wie die Eingruppierung des Nutri-Scores erfolgt. In Kürze: Anhand eines Punktesystems werden Bestandteile, die sich negativ oder positiv auf die Gesundheit auswirken können bewertet. Dazu zählen der Gesamtenergiegehalt in Kalorien, der Zuckeranteil, der Natriumgehalt zur Bewertung des Salzanteils und die ungesättigten Fettsäuren. Außerdem Gehalte von Ballaststoffen, Proteinen, Obst, Gemüse und Nüssen. Daraus wird eine Gesamtbewertung des Lebensmittels bezogen auf 100 Gramm bzw. Milliliter errechnet. Damit eine Bewertung der Lebensmittel durch Verbraucher*innen auf den ersten Blick erfolgen kann, wird der Nutri-Score auf der Vorderseite der Verpackung abgedruckt. Er eignet sich für alle Lebensmittel, die verarbeitet und vorverpackt sind. Von Fertigpizza und Tiefkühlgemüse, über Frühstückscerealien bis hin zu Kartoffelpüreepulver, Joghurt und Softdrinks. Unverarbeitete Lebensmittel, die nur aus einer Zutat bestehen wie frisches Obst und Gemüse oder Honig, können, ebenso wie etwa Gewürze und alkoholische Getränke, nicht mit dem Nutri-Score bewertet werden.

Bereits 1000 Produkte konnte die Verbraucherzentrale Hamburg in einem Marktcheck (Stand 12.05.2020) mit der Nutri-Score-Kennzeichnung online und in Supermärkten finden. Bis der Nutri-Score hoffentlich bald vermehrt auf Produkten abgedruckt wird, bietet die App nutriCARD eine praktische Hilfestellung im Alltag. Die App wurde unter Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von den Universitäten Halle, Jena und Leipzig entwickelt. Mittlerweile wurden über 300.000 Lebensmittel mit dem Nutri-Score bewertet. Zum Abrufen muss lediglich der Barcode des Lebensmittels gescannt werden. Leider ist die App bislang nur für Apple-Geräte verfügbar. Eine Android-Version soll laut Angaben der Hersteller aber bald folgen.