ZEHN - Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen

Sirtfood-Diät: Ein neuer Schlankheitstrend?

Es klingt fremd, wenn man es zum ersten Mal hört: Sirtuine. Doch einige haben vielleicht schon seine Bekanntschaft gemacht. Mehrere Prominente, u.a. die Sängerin Adele, sollen durch eine sogenannte Sirtfood-Diät schnell Gewicht verloren haben. Doch was steckt hinter diesem Hollywood-Trend?

Sirtuin Diät
© White Bear Studio

Was sind eigentlich Sirtuine?

Es handelt sich bei Sirtuinen um Enzyme, deren Name von der Abkürzung SIRT, also silence information regulator (Englisch für „stiller Informationsregulator“) abgeleitet wird. Diese Enzyme sind fast überall im Körper zu finden. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Zellen zu schützen und bei Bedarf zu reparieren. Bei der sogenannten Autophagie, also dem Recycling von Zellmüll, sind sie ebenso beteiligt, wie bei der Reparatur der DNA. Aus diesem Grund haben sie den Ruf erlangt, beim Abnehmen und einer verzögerten Alterung zu helfen.

 

Was ist eine Sirtfood-Diät?

Eine Diät, bei der die Sirtuine aktiviert werden sollen, heißt auch „Sirtfood-Diät“. Sirtuine werden mobilisiert, wenn wenig Nahrung aufgenommen wurde. In diesen Hungerphasen, in denen dem Körper wenig Energie zur Verfügung steht, ist auch weniger Insulin im Blut messbar. Insulin wiederum ist ein Hormon, dass dabei hilft Zucker in die Zellen aufzunehmen. Der geringe Insulinspiegel während des Fastens aktiviert dann die Sirtuine.

Allerdings können Sirtuine auch durch sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe mobilisiert werden. Bei ihnen handelt es sich um Verbindungen, die Pflanzen z.B. zur Abwehr von Fressfeinden herstellen. Aus diesem Grund besteht die Sirtfood-Diät vor allem aus Obst und Gemüse, das reich an sekundären Pflanzenstoffen ist.

 

Welche Lebensmittel sind für eine Sirtfood-Diät geeignet?

Es gibt viele Listen, die Sirtfood-Lebensmittel aufzeigen. Da nur pflanzliche Lebensmittel sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, werden vornehmlich Obst- und Gemüsesorten, Hülsenfrüchte, Öle und Saaten empfohlen. Als effektivste Verbindung um Sirtuine zu aktivieren gilt Resveratrol. Es kommt vor allem in Rotwein bzw. der Haut von roten Trauben vor. Außerdem sehr wirksam sind Curcumin aus Kurkuma, Quercetin aus Äpfeln, Kakaoflavonoide aus dunkler Schokolade, Flavonoide aus Datteln und Anthocyane aus Heidel- und Himbeeren.

 

Wie ist eine Sirtfood-Diät aufgebaut?

Die Sirtfood-Diät wird in der Regel in drei Phasen aufgeteilt, in denen langsam die Kalorienzufuhr gesteigert wird. In der ersten Phase werden 1.000 kcal, in der zweiten 1.500 kcal und in der dritten 1.800 kcal aufgenommen. Die ersten beiden Phasen erstrecken sich über drei bzw. vier Tage. In der ersten Phase wird eine Sirtfood-Hauptmahlzeit in Kombination mit zwei Sirtfood-Säften verzehrt, in der zweiten hingegen zwei Sirtfood-Hauptmahlzeiten und zwei Sirtfood-Säfte. Es sollen ausnahmslos Lebensmittel mit vielen sekundären Pflanzenstoffen aufgenommen werden, wobei „viel“ relativ zu sehen ist. Meist wird eher auf einen eingeschränkten Verzehr von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln, wie Brot, Nudeln oder Reis, Fleisch, Milch und zuckerhaltigen Produkten hingewiesen. Stattdessen sollen vornehmlich Obst und Gemüse verzehrt werden. Ab der dritten Phase sollen ebenfalls überwiegend sekundäre Pflanzenstoffe über die Nahrung aufgenommen werden. Dabei soll auf eine ausgewogene Ernährung und Bewegung geachtet werden. Diese Phase hält an, bis das Zielgewicht erreicht ist. Aber auch danach sind eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung wichtig, um einen Jo-Jo-Effekt zu vermeiden.

 

Ist die Sirtfood-Diät zum Abnehmen geeignet?

Es gibt Kritik an dieser Diätform: Zum Beispiel liegen aktuell keine wissenschaftlichen Belege für verzögertes Altern oder schnelleres Abnehmen durch aktivierte Sirtuine vor. Vor allem das Altern hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Dass Sirtuine lebensverlängernd wirken, konnte außerdem bis jetzt nur im Labor bei Hefen und Mäusen nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse können jedoch nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass zum Beispiel Rotwein zwar viel Resveratrol enthält; um eine ausschlaggebende Menge davon aufnehmen zu können aber täglich 10 Liter Rotwein getrunken werden müssten. Das ist weder möglich noch empfehlenswert, zumal Rotwein sehr kalorienreich ist. Ebenso sind dunkle Schokolade und Datteln sehr energiereich und sollten nur in Maßen verzehrt werden. Als dauerhafte Ernährungsform wird die Sirtfood-Diät deswegen nicht empfohlen. Denn eine gesunde Ernährung lebt auch immer von Abwechslung und Vielfalt auf dem Teller. Gleichzeitig ist es wichtig auf die Saison von Obst und Gemüse zu achten. Allein durch die Umstellung der Ernährung auf mehr Sirtfood-Lebensmittel ist es also unwahrscheinlich, tatsächlich schnell abzunehmen. Dafür ist immer eine zusätzliche Kalorienrestriktion notwendig.

Besser, als auf eine Diät zu setzen, ist es im Allgemeinen auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten. Viele pflanzliche Lebensmittel und deutlich weniger tierische und stark verarbeitete Produkte sind hierbei zu empfehlen. Gleichzeitig haben vor allem Hülsenfrüchte einen hohen Proteingehalt, wodurch sie besser sättigen und das Abnehmen erleichtern. Außerdem liefern Nüssen und Samen gesunde Fette. Diese Empfehlungen entsprechen denen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).